Es ist das Ende einer Ära: Nach 24 Jahren hat sich unsere Geschäftsführerin und Vorstandsvorsitzende Gaby Letzing in den wohlverdienten (Un)Ruhestand verabschiedet. Bei einem Begegnungstreffen nutzten viele Weggefährten der vergangenen zweieinhalb Jahrzehnte die Möglichkeit, sich persönlich von der Löwenherz-Pionierin zu verabschieden.
Als letzte Amtshandlung nahm Gaby Letzing die Gäste im großen Festzelt bei ihrer Rede mit auf die bewegte Reise von Löwenherz. Beginnend im Jahr 1997, als sie bei einer Talkshow erstmals auf die Kinderhospize in England aufmerksam wurde, über die Gründung des Vereins ein Jahr später und die Eröffnung des stationären Kinderhospizes 2003 bis in die Gegenwart mit allen aktuellen Herausforderungen. Im Anschluss ließen Heiner Brock, Reinhard Raab, Dorota Walkusz und Marion Zwilling die gemeinsame Zeit Revue passieren und würdigten Gaby Letzing für ihre Verdienste, ehe die emotionale Veranstaltung mit einer symbolischen Staffelübergabe endete.
Du hast immer die Kurve gekriegt – manchmal eine S-Kurve, aber es ging.
Reinhard Raab, Vorstandsmitglied
Das Begegnungstreffen in Bildern
Offener Brief von Gaby Letzing
Liebe Löwenherzen und Unterstützer vom Kinderhospiz Löwenherz, nun ist es soweit. Im September habe ich mich von Löwenherz in den vorzeitigen Ruhestand verabschiedet. Mich bewegen dabei sehr ambivalente Gefühle.
Sehr dankbar bin ich für die 24 Jahre bei Löwenherz. Mit vielen Menschen, an vielen Orten, die kleine und große Dinge getan haben, konnten wir einen Ort schaffen, an dem wir anders mit Sterben, Leben und Tod von schwerkranken Kindern umgehen lernen. Welch ein Geschenk. Darf ich mal ehrlich sein? Hätte mir 1998 eine Fee ins Ohr geflüstert, wie groß das Löwenherz mal werden würde, dann hätte ich mich vielleicht ins nächste Mauseloch verkrochen, aus Angst vor dieser großen Aufgabe.
Ähnlich wie bei den Familien mit lebensbegrenzt erkrankten Kindern wächst aber die Stärke mit den Herausforderungen. Und auch der Kreis der Menschen, die an der Seite von Löwenherz standen, wuchs beständig. Ich bin sehr dankbar, dass man mir so ein großes Vertrauen geschenkt hat. Nach anfänglicher Skepsis hat man uns das Herzensprojekt zugetraut. Die Familien vertrauen uns ihre Kinder an, die Spender*innen ihr Geld, die Mitarbeitenden vertrauen uns als Arbeitgeber.
24 Jahre nach der ersten Idee gibt es jetzt das stationäre Kinder- und Jugendhospiz Löwenherz, die ambulante Kinderhospizarbeit mit vier Stützpunkten in Bremen und Niedersachsen, die Akademie mit einem großen Fortbildungsgebot und die Löwenherz-WG. Das ist schon eine kleine Wundergeschichte.
Hier im Kinder- und Jugendhospiz habe ich in den 19 Jahren mehr als 700 Familie kommen und gehen sehen, von 296 Kindern und Jugendlichen wissen wir, dass sie gestorben sind und wir haben Abschied genommen. Jede ihrer Lebensgeschichten hat mich berührt und auch motiviert. Sie gaben mir immer wieder Kraft für die Herausforderungen. Nach dem Sinn der Arbeit brauchte ich nie zu suchen, die fand ich an jedem Tag. Ganz tolle, engagierte Löwenherzen stehen Seite an Seite bei den Kindern und ihren Familien. Das Team im Löwenherz wuchs beständig: Inzwischen machen sich mehr als 130 hauptamtliche und 180 ehrenamtliche Mitarbeiter*innen für unsere Familien stark.
Nun ist es für mich Zeit zu gehen und diese Arbeit in die Hände meiner Nachfolger*innen zu legen. Ich bin mir sicher, da ist Löwenherz gut aufgehoben. Ich gehe mit einem weinenden Auge und einem lachenden Auge. Ich werde viele Menschen vermissen, ich werde die Intensivität dieses Ortes vermissen und die tollen Unterstützer*innen. Aber ich werde auch die Verantwortung abgeben dürfen und neue Freiheiten genießen. Mehr Zeit für meine Mutter und meine Freunde, fürs Reisen und die Fotografie. Und wer weiß, vielleicht findet sich das eine oder andere kreative Foto von mir bei Löwenherz mal wieder.
Ich sage Adieu. Bleiben Sie gesund und Löwenherz verbunden.
Ihre Gaby Letzing.