Ein bestimmter Morgengruß oder das Schlaflied für Kinder am Abend geben Geborgenheit und vermitteln das Gefühl, dass alles „in Ordnung“ ist. Rituale und Symbole helfen Gefühle auszudrücken, Vertrautes in den Alltag zu holen und Erinnerungen wach zu halten.
Im Alltag des Kinderhospiz Löwenherz, in dem Leben, Tod und Trauer vertraute Begleiter sind, sind Rituale von unschätzbarer Bedeutung. Im Löwenherz werden sie mit viel Liebe und Sorgfalt gewählt, wobei sie so besonders sind wie die Kinder und ihre Familien, denen sie gewidmet sind. Diese Rituale beginnen oft lange vor dem letzten Abschied und setzen sich auch nach dem Verlust fort, um den Hinterbliebenen zu helfen, die Erinnerung an ihr Kind auf liebevolle Weise zu bewahren und ihnen Kraft zu geben.
Rituale zum Weltgedenktag für verstorbene Kinder
So auch für Melanie, deren Tochter Ida vor sechs Jahren mit nur vier Monaten im Kinderhospiz verstorben ist. „Besonders den jährlichen Löwenherz-Nachmittag am Weltgedenktag für verstorbene Kinder im Dezember habe ich in mein Herz geschlossen“, erzählt sie. Für sie ist Löwenherz ein ganz besonderer Ort. „Hier werden die Erinnerungen lebendig. Zwar kommen an diesem Tag viele Gefühle hoch, aber man fühlt sich nicht allein und teilt seine Erinnerungen. Es ist immer eine schöne und tröstliche Stimmung unter den Familien.“ Wenn die Bilder der verstorbenen Kinder im Kreis um die Kerzen stehen, sei es für sie wie eine Umarmung – und es ist für Melanie beruhigend, dass ihre Tochter nicht allein ist.
Beim anschließenden Gang in den Erinnerungsgarten zündet sie eine Kerze an Idas Gedenkstein an. „Den Stein haben wir bei einer Wanderung in den Alpen gefunden und bemalt“, erinnert sie sich. Er liegt seit dem Abschiedsritual im Löwenherz-Garten. „Etwas Schweres, Geerdetes ist mit dem Stein geblieben – etwas Leichtes haben wir mit Idas Schmetterling am Luftballon damals in den Himmel losgelassen.“ Ein schöner Gedanke.
Rituale auch für Löwenherz-Mitarbeitende wichtig
Aber auch Idas Todestag ist ein besonderes Datum. Jedes Jahr treffen sich dann Familie und Freunde am Baum, der zur Idas Geburt gepflanzt wurde. „Wir wussten bereits früh, dass unsere Tochter nicht alt werden wird, deswegen haben wir uns für den Baum entschieden, um dort zu picknicken und Ida zu feiern.“ Es wird in Fotoalben geblättert und fröhlich in Erinnerungen geschwelgt. Das sind die Rituale, die Melanie genießt und sie stärken. In ihrem jetzigen Leben mit zwei kleinen Kindern bleibt oft wenig Raum dafür.
Aber nicht nur für die Angehörigen sind Rituale bedeutend, auch für die Löwenherz-Mitarbeitenden sind sie wichtige Momente der Reflexion. Sie unterstützen dabei selbst Abschied zu nehmen, um weiterhin mit ganzem Herzen den Familien kraftvoll und unterstützend zur Seite zu stehen.