Was bedeutet Qualität in der ambulanten Kinder- und Jugendhospizarbeit? Zu diesem wichtigen Thema veranstalten das Kinderhospiz Löwenherz und die Stiftung Hospizdienst Oldenburg einmal im Jahr das große Netzwerktreffen „QuinK“ samt Workshops.
In diesem Jahr beschäftigten sich die Teilnehmenden am Löwenherz-Stützpunkt in Bremen mit kultursensibler Kinder- und Jugendhospizbegleitung. Im Interview gibt Referentin Birte Flörcken, Trainerin für interkulturelle Kompetenz, einen Einblick in das Thema.
Bevor wir über Kultursensibilität sprechen: Was bedeutet Kultur überhaupt?
„Sich darüber einmal Gedanken zu machen und zu überlegen wo und wann wir den Begriff Kultur verwenden ist sehr spannend. Kultur ist die von Menschen geschaffene Welt. Sie verändert sich ständig und folgt keinen starren Regeln noch ist sie an Grenzen gebunden. Menschen unterscheiden sich in ihrer Kultur. Sie leben und interpretieren sie auf ihre eigene Weise.“
Gibt es Missverständnisse mit dem Begriff Kultur, die immer wieder auftreten?
„Ein häufiges Missverständnis ist, dass Kultur statisch und homogen ist, während sie tatsächlich vielfältig und sich ständig verändernd ist. Kultur wird häufig mit Nationalität gleichgesetzt.“
In gesellschaftlichen und politischen Debatten ist oft von Kulturkämpfen die Rede. Warum wird der Begriff so stark emotionalisiert?
„In Debatten werden „Kulturkämpfe“ oft emotionalisiert, weil sie Identitätsfragen betreffen. Kultur ist eng mit dem Selbstverständnis und den Werten der Menschen verbunden, daher können Differenzen in kulturellen Ansichten stark emotional aufgeladen sein.“
Interkulturelle Kompetenz: Bedürfnisse besser verstehen lernen
Was versuchen Sie den Teilnehmenden während Ihrer Workshops zu vermitteln?
„In meinen Workshops möchte ich den Teilnehmenden vermitteln, dass Kultursensibilität und interkulturelle Kompetenz zentrale Fähigkeiten sind, die das Verständnis und die Kommunikation zwischen Menschen unterschiedlicher kultureller Hintergründe verbessern. Ziel ist das Einüben des Perspektivwechsels, Erkennen und Überwinden des Ethnozentrismus und praktische Strategien für den Umgang mit kulturellen Unterschieden zu erarbeiten.“
Warum sind interkulturelle Kompetenzen gerade in der Begleitung von Familien und in der Kinder- und Jugendhospizbegleitung so wichtig?
„In der Begleitung von Familien im Kinder- und Jugendhospiz ist es entscheidend, kulturelle Unterschiede zu erkennen und zu respektieren. Interkulturelle Kompetenz hilft dabei, individuelle Bedürfnisse und Erwartungen besser zu verstehen und so eine einfühlsamere und effektivere Unterstützung zu bieten. Dies fördert Vertrauen und Wohlbefinden in einer besonders sensiblen Lebensphase.“
Gibt es Dinge, die Sie jedem Menschen – losgelöst vom Berufsleben – mit auf den Weg geben möchten?
„Jeder Mensch sollte anderen Menschen mit Offenheit, Respekt und Wertschätzung gegenübertreten. Es ist wichtig, neugierig zu bleiben und bereit zu sein, von anderen zu lernen. Eine bewusste Reflexion der eigenen kulturellen Prägungen und Vorurteile kann dazu beitragen, Missverständnisse zu vermeiden und wertschätzende Beziehungen aufzubauen.“