Im familiären System stehen die Mütter täglich im Mittelpunkt, in der Gesellschaft werden sie stellenweise an den Rand gedrängt: Fragt man die Teilnehmerinnen der Löwenherz-Mütterwoche, herrscht Einigkeit. „Im privaten Umfeld sind wir unverzichtbar, ansonsten sind pflegende Eltern eine Randgruppe mit sehr kleiner Lobby“, sagt Babett und spricht ihren Mitstreiterinnen damit aus der Seele. Passend zu diesem Spannungsfeld lautete das Motto der diesjährigen Mütterwoche „Wo ist mein Platz?“
Im Kreativraum wird geschmirgelt, gefeilt und gepinselt. Während sich die Mitarbeitenden in der Pflege liebevoll um die schwerstkranken Kinder kümmern, betätigen sich die Mütter kreativ. Sie schaffen sich – ganz plastisch – ihren eigenen Platz, in Form eines individuellen Hockers. Ein besseres Symbol für ihre Situation könne es gar nicht geben, findet Babett. „Dieser Hocker ist ganz bestimmt nicht so bequem wie ein Sessel. Aber ich kann, ja, ich muss ihn sogar selbst gestalten. So wie ja auch unseren Alltag mit allem, was zur Pflege dazugehört.“ Und Waltraud ergänzt: „Außerdem ist er klein, transportabel und flexibel, gleichzeitig aber sehr stabil. So wie wir.“
Dass die Gruppe sehr präzise arbeitet, versteht sich dabei von selbst. „Bei uns darf nichts kippeln. Wir müssen im System immer alles ausbalancieren, ohne unsere eigene Balance zu verlieren“, sagt Silvia. Da kommt die Mütterwoche mit den vielen Angeboten und Aktionen zum Abschalten, Ausspannen und Reflektieren bei Löwenherz gerade recht.
Dass sich in naher Zukunft auf gesellschaftlicher Ebene etwas an ihrem „Nischendasein“ ändert, bezweifeln die Frauen. Weiterhin aufklären und das Thema Kinderhospizarbeit enttabuisieren wollen sie dennoch, denn: „Wir als Mütter haben doch eine positive Botschafterfunktion.“ Helfen würde es sicherlich schon, wünscht sich Babett, wenn mehr Menschen gedanklich den Platz mit pflegenden Eltern tauschen würden und einmal die Perspektive wechseln. Oder mit anderen Worten: Raus aus dem Sessel, rauf auf den Hocker.