Der Umgang mit dem Tod von Kindern und ihren trauernden Eltern ist oft ein gesellschaftliches Tabuthema. Damit trauernde Eltern nicht alleine gelassen werden, hat auch das Kinderhospiz Löwenherz spezielle Trauerangebote wie eine Trauergruppe für Eltern in Bremen geschaffen.
„Jedes Mal, wenn wir nach dem Tod unserer Tochter zu Löwenherz gefahren sind, wollte ich unterwegs umdrehen. Der Verlust war allgegenwärtig. Es ist eine enorme Kraftanstrengung, die viele Tränen kostet. Aber letztlich ist es wie mit dem Fitnessstudio – hinterher fühlt man sich immer besser.“ Das sagt Kerstin Andreis aus Cloppenburg. Ihre Tochter Neele ist im August 2018 im Kinderhospiz Löwenherz gestorben. An die Zeit nach dem Tod ihrer Tochter kann sie sich noch gut erinnern. Sie fühlte sich oft einsam und alleingelassen, war auf viele Menschen regelrecht wütend. „Im Rückblick war das gemein von mir. Vieles war einfach nur Hilflosigkeit. Aber gerade in Deutschland ist es nun mal so, dass es immer heißt: Ich gebe Dir erstmal Zeit, Du kannst Dich immer bei mir melden. Aber das führt schnell dazu, dass Du ganz alleine bist. Ich will nicht Bescheid sagen müssen, ich möchte gefragt werden.“ Die Einladungen von Löwenherz zu Trauerangeboten wie dem Abschiedsritual, Erinnerungswochenenden oder dem Weltgedenktag habe sie mit ihrem Mann Christian daher immer gerne angenommen.
Trauergruppe in Bremen
Ein weiteres Angebot ist die „Trauergruppe Löwenherz“ für Mütter und Väter, deren Kind gestorben ist. Bis zu fünf Familien treffen sich dabei einmal im Monat in Bremen in einem geschützten Rahmen, um gemeinsam einen Weg zu finden, mit der Trauer umzugehen. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Teilnehmenden bereits Kontakt mit Löwenherz hatten oder nicht. Das Angebot ist offen für alle trauernden Familien und läuft jeweils für ein Jahr, begleitet von erfahrenen Löwenherz-Trauerexperten. Ganz wichtig bei den Treffen ist die Mitbestimmung der teilnehmenden Eltern, wie zum Beispiel bei der Themenauswahl. Eine neue Trauergruppe wird im Mai 2024 in Bremen starten.
Aus eigener Erfahrung und aus Gesprächen mit trauernden Eltern weiß Jörg Landscheid von Monkiewitsch, Ansprechpartner für Trauer bei Löwenherz, welche Angebote Familien häufig fehlen. „Bei vielen Gesprächen in den vergangenen Jahren habe ich immer wieder gehört, was trauernde Familien brauchen. So ist es mir ein Herzensanliegen, die Trauerarbeit bei Löwenherz weiterzuentwickeln. Ziel ist es, eine breite Palette an Trauerangeboten für die Region Bremen und umzu anzubieten. Deswegen vermitteln wir bei Bedarf auch losgelöst von Löwenherz über unsere Netzwerke oder informieren bei Anfragen direkt vor Ort.“
Kerstin Andreis kann trauernden Eltern aus eigener Erfahrung nur dazu raten, Unterstützungsangebote anzunehmen. „Manchmal fühlt es sich so an, als wäre der Verlust schon 10 oder 20 Jahre her – und manchmal kommt es mir vor, als wäre es gestern gewesen. Es ist einfach so: Trauer hält sich nicht an Regeln.“