Manchmal tut es einfach gut, einen Ort zu haben, an dem man traurig sein kann. An dem man weinen kann. An dem es Menschen gibt, die dafür Verständnis haben. Einen Ort wie das Kinderhospiz Löwenherz. Am zweiten Sonntag im Dezember, dem Weltgedenktag für verstorbene Kinder, haben Eltern im Löwenherz die Möglichkeit dazu.

„Die Familien haben in diesem Jahr ein besonders großes Bedürfnis, in ihrer Trauer anderen Menschen zu begegnen und sich auszutauschen“, weiß Maren Kujawa. Sie ist Seelsorgerin bei Löwenherz und plant gemeinsam mit ihrem Team den Weltgedenktag für verstorbene Kinder, auch Worldwide Candle Lighting genannt, am 12. Dezember. „Leider ist im April schon der Erinnerungsnachmittag ausgefallen, das war eine sehr große Enttäuschung. Denn für viele Familien ist es wichtig, ins Löwenherz zu kommen, weil das Kinder- und Jugendhospiz ein guter Ort war, an dem sie gemeinsame Zeit mit ihrem Kind verbracht haben. Sie möchten die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sehen, aber sich auch untereinander treffen, weil sie sich in ganz ähnlichen Lebenssituationen befinden.“ So haben sich insgesamt rund 70 Personen angemeldet – deutlich mehr als in den Jahren zuvor.
Weltgedenktag als eine große Herausforderung
Für die Organisatorinnen eine riesige Herausforderung: Abstandsregeln müssen beachtet, Hygienepläne eingehalten werden. Eine komplette Absage kommt dennoch nicht in Frage. „Wir feiern den Weltgedenktag und passen das im Mittelpunkt stehende Ritual entsprechend an“, sagt Maren Kujawa. Sie plant mit mehreren kleinen Gruppen, die über den Tag verteilt zu Besuch kommen, fast alles findet im Freien statt.
Inspiration für das diesjährige Trauerritual zum Weltgedenktag für verstorbene Kinder fand die Seelsorgerin eher zufällig in einem Buch: „Mein Weg aus der Trauer war lang und mühevoll, doch er gelang. Auch dank meiner Erinnerungen, die mir einer Leiter gleich liebevoll den Weg nach oben wiesen und geduldig meinem Schmerz und meiner Schwere standhielten.“ Die Worte hallten in ihr nach – und sollen nun den Familien eine Stütze sein. „Eine Leiter gibt Halt, ist aber auch wackelig. Es geht hoch und runter – wie im Prozess der Trauer. Diese Symbolik wird an diesem Tag im Mittelpunkt stehen“, verrät Maren Kujawa.
Normalerweise ist dafür die „Große Oase“, der Aufenthalts- und Speiseraum im Kinderhospiz, vorgesehen. In diesem Jahr geht es kurzerhand ins Freie, eine Feuerschale rückt ins Zentrum, die liest die Namen der verstorbenen Kinder vor. So entsteht ein ganz dichter, emotionaler Rahmen – und das Gefühl, nicht allein zu sein, wird greifbar. Diese Möglichkeit, sich den eigenen Gefühlen zu nähern, kann heilend und sehr befreiend sein. „Eine Mutter sagte mir mal: Mein Kind wurde nur ein halbes Jahr alt – im Löwenherz werde ich trotzdem noch immer als die Mama von Frieda angesprochen. Das tut mir einfach so gut, das macht sonst keiner.“
Hintergrund zum Worldwide Candle Lighting
Jedes Jahr am zweiten Sonntag im Dezember, dem Weltgedenktag für verstorbene Kinder, stellen Menschen rund um die Welt um 19 Uhr brennende Kerzen in die Fenster. Während die Kerzen in der einen Zeitzone erlöschen, entzünden andere Menschen sie in der nächsten. So geht das Licht einmal um die Welt. Jedes Licht im Fenster steht für das Wissen, dass die verstorbenen Kinder nie vergessen werden. Das Licht ist ein Symbol der Trauer und zugleich der Hoffnung, dass es nicht für immer dunkel bleibt.