Wer einen geliebten Menschen verliert, verspürt Trauer. Wie aber geht man mit den traurigen Emotionen um? Was hilft, was nicht? Wie lange darf man trauern, was spendet Trost, was gibt Hoffnung? Ein Einblick in die Trauerkultur im Kinderhospiz Löwenherz.
Larissa (9) wird bald sterben. Ihre Eltern sind Tag und Nacht in ihrer Nähe. Im Wechsel versuchen sie zu schlafen, das gelingt natürlich nicht. Aber sie wollen bis zum Schluss ganz in ihrer Nähe sein.
Larissa kam mit einer Chromosomenanomalie zur Welt. Dass sie viel früher als andere Menschen sterben wird, war schnell klar. In Gedanken haben ihre Eltern die letzte Lebensphase ihrer Tochter deshalb schon oft durchgespielt. Trotzdem ist jetzt alles ganz anders. Die Wucht von Angst und Schmerz ist überwältigend. Larissas Mutter rückt noch einmal den Lieblingsbären zurecht, der Vater streichelt behutsam die Hand seiner Tochter. Larissas älterer Bruder macht Musik an, den Lieblingssong seiner kleinen Schwester.
Rituale helfen beim Umgang mit Trauer
Das Löwenherz-Team, bestehend aus Pflegekräften, Pädagog*innen und Seelsorgerin Maren Kujawa, hält sich im Hintergrund. Berührungen, Worte, Zuhören oder einfach die bloße Anwesenheit geben Halt und stützen. Manchmal genügen Kleinigkeiten. So sieht das auch die Löwenherz-Seelsorgerin Maren Kujawa: „Trost kann auf vielerlei Weise gespendet werden, mit ein wenig Erfahrung erspüren wir hier im Team, was gerade gebraucht wird.“ Im Löwenherz sind es aber auch die verschiedene Rituale, die beim Umgang mit Trauer helfen – sowohl während der letzten Lebensphase als auch in den Jahren nach dem Tod eines Kindes oder Jugendlichen.
„Trost kann auf vielerlei Weise gespendet werden, mit ein wenig Erfahrung erspüren wir hier im Team, was gebraucht wird.“
Maren Kujawa, Seelsorgerin bei Löwenherz
18 Monate später – die Eltern des inzwischen verstorbenen Mädchens blicken zurück: „Larissas letzter Weg bei Löwenherz war so, wie wir es uns für sie gewünscht hatten: respektvoll und angemessen für ein neunjähriges Mädchen. Bereits bei unserem ersten Aufenthalt hatten wir uns über die unterschiedlichen Rituale und Angebote im Umgang mit Tod und Trauer informiert. Wichtig für uns war, dass uns die engen Bezugspersonen begleiten. Viele kannten wir schon seit Jahren, das gibt einem Halt.“
Trauerangebote bei Löwenherz
Bei Löwenherz gibt es viele Angebote für betroffene Familien zur Bewältigung und Verarbeitung von Trauer: Gesprächsrunden für die gesamte Familie, Rollenspiele, begleitete Besuche im Löwenherz-Erinnerungsgarten, beispielsweise am Weltgedenktag oder an Erinnerungswochenenden, aber auch die persönliche Gestaltung von Schmetterling oder Segel als Symbol für Wandel und Abschied. Außerdem pflegt das Team von Löwenherz den Kontakt zu trauernden Familien und spricht in regelmäßigen Abständen mit den Hinterbliebenen.
„Uns hilft es sehr zu wissen, dass wir regelmäßigen Kontakt zu Löwenherz haben können, selbst wenn wir dieses Angebot gar nicht immer in Anspruch nimmt“, sagt der Vater.
Das Thema Trauer wird übrigens auch in der Löwenherz-Akademie behandelt. So gibt es am Samstag, 12. Dezember 2020, eine Schreibwerkstatt für trauernde Eltern. Und bereits am Montag, 5. Oktober, trifft sich erstmalig eine Trauergruppe für Mütter und Väter, deren Kind verstorben. Einmal pro Monat, immer montags, trifft sich diese feste Gruppe, um im geschützten Rahmen und mit professioneller Begleitung einen Weg zu finden, um mit der persönlichen Trauer umzugehen. Weitere Informationen gibt es unter Telefon 0421 / 33623021 oder per Email an akademie@loewenherz.de