Hannover – Ein Stück Selbstbestimmung außerhalb der familiären Fürsorge und die Abnabelung vom Elternhaus gehören für alle Menschen zum Erwachsenwerden dazu – auch für junge Erwachsene mit einer lebensverkürzenden Erkrankung. In dieser Woche war es endlich soweit. Zwei junge Menschen mit einem intensiven Pflegebedarf sind in der Löwenherz-WG Hannover-Anderten eingezogen. Es ist die deutschlandweit erste Wohngemeinschaft dieser Art, gegründet und geführt als neues Projekt vom Kinderhospiz Löwenherz e.V. in Syke.
Einen Platz mitten im Leben – diesen hat Clara in der neuen inklusiven Löwenherz-WG in Hannover gefunden. Ein gewaltiger Schritt, auch für ihre Eltern. Sie sind sich sicher, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Denn wenn das Leben um Clara pulsiert, wenn sie Anregungen und Zuspruch bekommt, dann wirkt die junge Frau zufrieden. Vielleicht sogar glücklich? Das können ihre Eltern Almut und Matthias nicht mit Gewissheit sagen. Eine Leukodystrophie sowie eine ausgeprägte Epilepsie verhindern, dass sich Clara äußern kann. Doch nach 20 Jahren intensiver Pflege wissen die beiden, was ihrer Tochter guttut. Ausflüge in die Natur, Musik, Massagen – und einfach die Teilhabe am ganz normalen Leben. So, wie es ihre Eltern und die beiden Brüder immer ermöglicht haben. Dann entspannt sich Claras Gesicht, dann macht sie einen wachen Eindruck.
An ihrem 21. Geburtstag ist Clara in die WG eingezogen. Bereits am Wochenende hat ihr Mitbewohner Benedikt sein neues Zimmer bezogen. Beiden merkt man die Vorfreude auf das Kommende an, beide sind gut angekommen und sehr gut auf diesen Schritt vorbereitet. Zur Feier des Tages gibt es einen Schluck alkoholfreien Sekt – der erste für die beiden jungen Menschen. Was für ein Genuss. Er schmeckt ihnen so gut, dass die Augen leuchten und sie noch mehr möchten. Diese Lebensfreude steckt alle an. Das spiegelt sich an diesem besonderen Tag wieder, denn gemeinsam leben heißt auch gemeinsam essen: An dem riesigen Esszimmertisch wurden das selbstgebackene Brot, Geburtstagskuchen und Süßigkeiten genossen und viel gelacht.
Zum Abend hin heißt es für die Eltern Abschied nehmen, denn ihre Kinder leben ab sofort in der Löwenherz-WG – in einer bunten Wohngemeinschaft, in der Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam leben, kombiniert mit einer pflegerischen 1:1-Betreuung durch den kooperierenden Pflegedienst „Krank und Klein – bleib daheim“ sowie Sozialpädagogen von Löwenherz als Ansprechpartner direkt vor Ort. Sobald sich das Pflegeteam vergrößert hat, können zwei weitere Bewohner mit Pflegebedarf einziehen. Ab Sommer sollen die oberen Zimmer für die vier Bewohner ohne Behinderung vermietet sein.
Bildunterschrift_1: Clara freut sich über Geburtstagsblumen der WG.
Bildunterschrift_2: Benedikt mit seiner Mutter Anke.
Bildunterschrift_3: Es geht los: Die ersten Bewohner*innen ziehen in die Löwenherz-WG ein.
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