Syke/Bremen – Wie soll das Leben weitergehen, wenn das eigene Kind verstorben ist? Für viele Eltern eine wiederkehrende, oft quälende Frage und zugleich eine immense Herausforderung. Eine Frage, vor der auch Claudia Glugla und ihr Mann standen, nachdem ihr Sohn verstorben war. Die Teilnahme an einer Löwenherz-Trauergruppe half ihnen, das Erlebte zu verarbeiten.
„Für uns war es ein gutes Gefühl, mit anderen betroffenen Eltern zusammenzukommen. Die Erfahrung, dass wir nicht alleine sind, hat uns sehr geholfen. Wir haben damals einen Ort gefunden, an dem wir uns fallen lassen konnten, ohne uns erklären zu müssen“, beschreibt Claudia Gugla ihre Erinnerungen. Der Austausch mit anderen Eltern sei sehr wichtig gewesen. „Auch andere schaffen es, durch dieses tiefe Tal zu gehen.“
Betroffenen Eltern könne sie nur empfehlen, sich mit der Trauer auseinanderzusetzen. Natürlich weiß sie, dass jeder Mensch anders auf den Tod des eigenen Kindes reagiert. „Ich habe viel über Trauer und auch über mich selbst gelernt“, erinnert sie sich. „Zudem waren die Stunden in der Trauergruppe eine ganz bewusste Zeit für unser Kind.“ Dabei spiele es keine Rolle, wie lange der Tod des Kindes bereits zurückliegt und wie alt das Kind gewesen ist. „Jeder wird mit seinen Sorgen gehört.“
Für betroffene Familien startet die Löwenherz-Akademie am Montag, 2. November, 18 bis 20 Uhr, nun wieder eine regelmäßige Trauergruppe. Leo Morgentau, Trauerbegleiterin und Palliative-Care-Fachkraft, wird die Abende einfühlsam leiten und hofft auf weitere Teilnehmer*innen. Um Interessenten einen ersten Überblick über das neue Angebot zu verschaffen, spricht Leo Morgentau über…
… den Ablauf eines Abends: „Wir beginnen immer mit einem kleinem Impuls zum Ankommen, so dass alle die Gelegenheit haben, die Geschäftigkeit des Alltags hinter sich zu lassen, sich für einen Moment selbst alle Aufmerksamkeit zu schenken und zu spüren: Wie geht es mir gerade und was will ich davon teilen? Im Anschluss machen wir eine erste Runde, in der sich jede*r mitteilen kann und einfach gehört wird. Manchmal ergibt sich daraus schon ein Thema, manchmal werde ich – ausgehend vom vorangegangenen Treffen – etwas vorbereitet haben. Den Abschluss des Abends bildet eine kleine Körperübung, mit der wir den gemeinsamen Kreis wieder schließen und uns bis zum nächsten Treffen voneinander verabschieden.“
… die thematische Gestaltung: „Zum Beginn der Jahresgruppe werden wir Themenwünsche sammeln und uns auf unsere Spielregeln für das gemeinsame Zusammensein verständigen. Es ist wichtig voneinander zu wissen, was in der Trauergruppe nach Möglichkeit passieren und zur Sprache kommen soll, aber auch, welche Bedenken und Sorgen es gibt. So können wir gemeinsam einen guten Umgang damit finden. Daraus entsteht ein roter Faden, der uns Orientierung und einen gewissen Rahmen gibt und uns durch die gemeinsamen Abende begleitet. Gleichzeitig gibt es an jedem Abend Raum das einzubringen, was gerade obenauf liegt, aktuell geschehen ist oder vielleicht unmittelbar bevorsteht.“
… die persönlichen Voraussetzungen: „Eine Trauergruppe ist nicht für jede Person das Richtige. Von daher empfehle ich bei Unentschlossenheit, genauer hinzuhorchen und sich zu nichts zu zwingen. Für diejenigen, die ihrer Trauer einen Platz im Leben geben möchten, kann die Trauergruppe hilfreich sein. Ebenso für alle, die es unterstützt, in einer stabilen Gruppe durch eine instabile Lebenszeit zu gehen. Viele Eltern erleben Isolation und Unverständnis im direkten Umfeld. Dann kann es guttun, in der Gruppe die Erfahrung zu machen, dass es auch andere Eltern gibt, die ein ähnliches Schicksal teilen und ihren Weg finden. Für andere ist es einfach kostbar, einen Ort zu haben, wo sie so sein dürfen, wie sie gerade sind: Traurig, verzweifelt, wütend, unbequem, ratlos, still, zurückgezogen, fahrig – all das gehört zur Trauer dazu und ist ganz normal.“
Anmeldungen nimmt die Löwenherz-Akademie bis Dienstag, 20. Oktober, unter Telefon 0421 / 3362300 oder per Email an akademie@loewenherz.de entgegen.
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