Ein neuer Job ist immer auch aufregend. Viele neue Gesichter, viele neue Eindrücke und vor allem – viele neue Herausforderungen. Franziska Köster ist Heilerziehungspflegerin (HEP) im Löwenherz und spricht im Interview über ihre ersten 100 Tage und das besondere Arbeiten bei Löwenherz.
Franziska, Du bist jetzt seit 100 Tagen im Team von Löwenherz. Ein guter Zeitpunkt für ein erstes Resümee. Wie bist Du eigentlich auf das Kinderhospiz Löwenherz gestoßen?
Ich habe ganz gezielt nach Pflegejobs im Kinderhospizbereich geschaut. Und da ich eine waschechte Bremerin bin und ich nicht aus Bremen und umzu wegwollte, habe ich mich bei Löwenherz beworben. Syke ist ja ganz gut mit dem Auto oder der Bahn zu erreichen.
Warum hast Du Dich für den Pflegeberuf entschieden?
Ich habe vor meiner Ausbildung zur Heilerziehungspflegerin ein Freiwilliges Soziales Jahr in einem Inklusionskindergarten gemacht. Dort war ich persönliche Assistentin eines Kindes mit Behinderung. In meinem Jahr als FSJlerin habe ich mich über unterschiedliche Pflegeinstitutionen informiert. Damals wusste ich noch gar nicht genau, wie die Arbeit in einem Kinderhospiz aussieht. In meiner Ausbildung, in der Erwachsenpflege mit Menschen mit Behinderung, haben wir dann Löwenherz besucht. Da war mir sofort klar: Hier will ich arbeiten.
Was hat den Ausschlag für Deine Entscheidung gegeben?
Das Arbeiten mit Kindern ist für mich anders, schöner, intensiver. Deswegen wollte ich ursprünglich im Kinderhospiz tätig sein. Beim Vorstellungsgespräch mit Pflegedienstleiterin Dorota Walkusz sagte sie mir aber, dass viel dringender eine Pflegekraft im Jugendbereich gebraucht wird. So bin ich im Jugendhospiz gelandet – und habe es bis jetzt nicht bereut.
„Der Pflegealltag ist ganz anders, als Außenstehende zunächst vielleicht annehmen. Die Abläufe sind ganz und gar auf die Bedürfnisse der Jugendlichen und Kinder abgestimmt.“
Franziska Köster, Heilerziehungspflegerin (HEP) im Löwenherz
Was macht Deiner Meinung nach das Arbeiten bei Löwenherz so besonders?
Der Pflegealltag ist ganz anders, als Außenstehende zunächst vielleicht annehmen. Es hat nichts mit einem klassischen Krankenhausalltag, wie man ihn sich vorstellt oder vielleicht aus eigener Erfahrung kennt, zu tun. Die Abläufe sind ganz und gar auf die Bedürfnisse der Jugendlichen und Kinder abgestimmt. Hier werden nicht alle automatisch morgens um 5.30 Uhr geweckt. Es kann gut sein, dass es erst morgens um 11 Uhr Frühstück gibt. Überhaupt spielt der Faktor Zeit bei Löwenherz eine enorme Rolle. Zeit zu haben und sich Zeit zu nehmen, um genau zu sein. Für die Pflege gilt das in allen Bereichen: ob die morgendliche Grundpflege, das Essen – es kommt sogar manchmal vor, dass ich einfach mal mit einem Jugendlichen eine Stunde im Snoezelenraum verbringe oder einen ausgiebigen Spaziergang mache. Wo gibt es so was in der stationären Pflege denn noch?
Welche Freiheiten gibt es noch innerhalb Deines Jobs?
Ich kann viel mitbestimmen. Wichtig ist natürlich, dass wir die Eltern eng miteinbeziehen. Sie sind ja die eigentlichen Spezialisten, wenn es um ihre Kinder geht. Als Pflegerin versuche ich herauszufiltern, was die Jugendlichen für Vorstellungen vom jeweiligen Tag haben. Das ist nicht immer so ganz einfach, denn nicht alle Gäste können verbal kommunizieren. Da kommt es auf meine Erfahrung und mein Gespür an, aber das macht den Job bei Löwenherz ja auch so besonders. Selbst bei meinem Dienstplan besteht die Möglichkeit der Mitbestimmung, das kannte ich vorher gar nicht.
„Die Arbeit als Pflegerin füllt mich aus und macht mich sehr zufrieden.“
Franziska Köster
Gibt es Tage, an denen Du im Arbeitsalltag an Deine Grenzen stößt?
Klar, schon allein deswegen, weil ich noch nicht so lange hier bin. Und mit einer Ausbildung als Heilerziehungspflegerin fehlten und fehlen mir hier und da noch tiefer gehende medizinische Kenntnisse. Die Ausbildung ist anders gelagert als beispielsweise bei einer Pflegerin mit einer klassischen Kinderkrankenschwesterausbildung. Aber von Anfang an habe ich große Unterstützung von allen Seiten bekommen. Auch, wenn es mal nicht so gut läuft, fängt das Team einen auf. Besonders dann, wenn Kinder oder Jugendliche in der letzten Phase ihres Lebens sind, ist jeder für jeden da. Wir bekommen regelmäßige Supervisionen, um über den Umgang mit dem Tod zu sprechen.
Würdest Du Dich wieder für einen Job bei Löwenherz entscheiden?
Auf jeden Fall! Die Arbeit als Pflegerin füllt mich aus und macht mich sehr zufrieden. Das hat auch viel mit dem Gedanken, der hinter Löwenherz steht, zu tun.