Raum für Gespräche und Austausch, gemeinsam über Erfahrungen, Fragen, Sorgen und Wünsche mit lebensverkürzend erkrankten Kindern und Jugendlichen zu sprechen, das ist das Ziel von Löwenherz-Elterngruppen.

Über einen Ort, wo Eltern untereinander Themen besprechen, ohne sich viel erklären zu müssen, berichten mit Markus und Sandra sowie Dagmar und Arno zwei betroffene Familien, die an einer Elterngruppe bei Löwenherz teilgenommen haben.
Warum habt Ihr Euch für die Gruppe angemeldet?
Markus & Sandra: Wir haben bei unseren Hospizaufenthalten mit Alex immer schon gemerkt, wie wichtig uns der Austausch mit anderen Eltern besonderer Kinder ist. Man muss sich nicht erst erklären, steigt ganz anders in ein Gespräch ein, wenn der Gegenüber eine ähnliche Lebenssituation hat. Während man im täglichen Leben oft verständnislos angeschaut wird und das Gespräch endet, kommt in der Gruppe „Oh ja, das kennen wir auch!“, und man ist mitten drin im Thema. Auch die Regelmäßigkeit der Treffen fanden wir gut.
Dagmar & Arno: Nach anfänglichem zögern haben wir uns angemeldet, weil wir schließlich doch interessiert daran waren, mit anderen Eltern, die ähnliche Herausforderungen wie wir im Alltag meistern und besondere Fragestellungen beantworten müssen, in den Austausch zu treten. Das Interesse war groß zu erfahren, was es da bei anderen Familien für Themen gibt.
Wie war der Austausch mit anderen Eltern?
Markus & Sandra: Die Abende waren immer sehr schön; emotional, intensiv, inspirierend. Wir haben gemeinsam gelacht, geweint, diskutiert, uns gegenseitig Tipps gegeben zu Themen wie 18-werden, Umgang mit aktuellen Situationen, Geschwisterkindern, Urinalkondomen. Die Abende haben uns Kraft gegeben für den Alltag, weil wir gesehen haben, dass wir nicht alleine sind.
Dagmar & Arno: Es war zunächst spannend, etwas über unsere Gesprächspartner zu erfahren. Wer ist das besondere Kind, was gibt es für Herausforderungen und wie meistern die anderen Eltern diese Aufgaben. Wir konnten viel lernen und uns abschauen, haben aber sicherlich auch unsererseits den ein oder anderen Denkanstoß geben können. Alle waren sehr offen und ehrlich miteinander. Man hat sich verstanden gefühlt. Rundum gut.
Gab es besondere Momente
Markus & Sandra: Es gab wirklich jedes Mal große und kleine besondere Momente. Lange im Gedächtnis bleiben wird der Abend, als wir mit Hockern durch das Haus gezogen sind und uns an den entsprechenden Orten mit den Löwenherzritualen beschäftigt haben sowie der Abend mit der Bestatterin Cordula Caspary. Das hat uns nochmal aus eingefahrenen Denkmustern geholt und gezeigt, was alles möglich sein kann, um mit der eigenen Trauer fertigzuwerden.
Dagmar & Arno: Ein besonderer Abend war sicherlich der Abend, an dem wir uns einen Stuhl genommen haben und uns zusammen das Löwenherz noch einmal ganz bewusst in den besonderen Ecken angeschaut haben. Besonders über die verschiedenen Abschiedsrituale zu sprechen und auch ganz praktische Themen wie eine Kühlplatte anzusprechen war wichtig und gut. Wir konnten einiges für uns persönlich Neues an Gedanken mitnehmen.
Was ist Euch wichtig gewesen bei der Gruppe?
Markus & Sandra: Offenheit, Vertrauen und Verschwiegenheit. Wir haben uns aufeinander eingelassen, konnten spontan auch die seltsamsten Gedanken äußern. Gleichzeitig haben wir die Gewissheit, dass das in der Gruppe bleibt.
Auch wenn es einem oder einer von uns nicht so gut ging, weil gefühlt wieder alles zusammenbricht, waren offene Ohren da.
Dagmar & Arno: Wir gehen davon aus und es wurde uns auch von der Gruppe gespiegelt, dass wir nicht nur die Empathie und Ratschläge der anderen Eltern nutzen konnten, sondern auch selbst unseren Beitrag zum Gelingen der Gruppe beitragen konnten. Das war uns wichtig und freut uns ungemein.
Wir empfehlen jedem Elternteil besonderer Kinder, mit anderen Eltern in Kontakt zu treten, um über die besonderen Herausforderungen des besonderen Alltags zu sprechen. Das hilft und baut auf. Diese Elterngruppe war unbedingt dazu geeignet und wir sind froh dabei gewesen zu sein.