Löwenherz hat ein neues Konzept für pränatale Kinderhospizbegleitung entwickelt, das an den Stützpunkten in Bremen und Braunschweig umgesetzt werden soll.
Keine Auffälligkeiten, alles in Ordnung. Mit diesen Worten im Ohr verlässt Melanie Schneider die Praxis ihres Frauenarztes. Sie müsse sich keine Sorgen machen. Die Möglichkeit, dass ihr ungeborenes Kind erkrankt ist, sei minimal, die Wahrscheinlichkeit für einen Chromosomen-Fehler nahezu ausgeschlossen. Gute Nachrichten für das Paar. Melanie Schneider und ihr Freund Vinicius Bley Rodrigues beginnen Pläne für die Zukunft zu schmieden. Für die gemeinsame Zukunft mit ihrer kleinen Tochter Ida. Die ersten Schritte, die ersten Worte – wie alle jungen Eltern sind sie aufgeregt, voller Erwartungen, voller Hoffnungen, voller Wünsche. Doch die folgenden Wochen und Monate verlaufen anders, als die beiden sich das vorgestellt haben. Ganz anders.
Die Diagnose trifft die junge Familie mit voller Wucht
„Wir wollten unser Kind bekommen – so oder so“
Melanie Schneider, betroffene Mutter
Im Verlauf der Schwangerschaft kommt es zu Auffälligkeiten. Läuft doch nicht alles nach Plan? Klarheit könnte möglicherweise eine Fruchtwasser-Untersuchung bringen, doch die lehnen beide ab, auch zum Schutz des noch ungeborenen Lebens. „Unsere Entscheidung stand fest. Wir wollten unser Kind bekommen – so oder so“, erinnert sich Melanie Schneider. Rund eine Woche nach der Geburt dann die endgültige Diagnose, und die trifft beide mit voller Wucht. Trisomie 13. Die kleine Ida ist sterbenskrank, hat eine Gaumenspalte und ein Loch im Herzen. Ihren ersten Geburtstag wird sie niemals feiern, die Lebenserwartung ist extrem gering.
Löwenherz entwickelt Konzept für pränatale Kinderhospizbegleitung
Um betroffene Eltern in dieser Lebensphase zu unterstützen, hat Löwenherz ein neues Konzept für pränatale Kinderhospizbegleitung entwickelt, das ab 2020 an den Stützpunkten in Bremen und Braunschweig umgesetzt werden soll. „Hintergrund ist, dass uns wiederholt Begleitungsanfragen von Familien mit einem schwerkranken Säugling erreicht haben. Sie hatten entweder bereits im Laufe der Schwangerschaft oder unmittelbar nach der Geburt die Diagnose erhalten, dass ihr Baby nicht lange leben wird“, sagt Kirsten Höfer, Leitung Löwenherz Ambulant. Gemeinsam mit Isa Groth, Koordinatorin am Löwenherz-Stützpunkt Braunschweig, hat sie das Konzept der pränatalen Kinderhospizbegleitung entwickelt. Das bedeutet, dass Löwenherz künftig auch Eltern, die ein lebensbegrenzend erkranktes Kind erwarten, bereits in der Schwangerschaft zu Hause begleiten werden.
„Da sein – und den ungewissen Weg gemeinsam gehen“ lautet der Grundgedanke des neuen Angebots. „Ich finde es ganz toll, dass Löwenherz diese Unterstützung anbieten möchte“, sagt Melanie Schneider. Schließlich weiß sie ganz genau um die Gefühlswelt der betroffenen Familien. Ihre Tochter Ida wurde dreieinhalb Monate alt, bevor sie sich auf den Weg gemacht hat.