Im Kinderhospiz Löwenherz gibt es viele Angebote für erkrankte Kinder, Jugendliche und ihre Familien. Besonders beliebt ist das Therapiebad.
Plötzlich wird Sebastian in seinem Rollstuhl ganz unruhig. Vater Andreas ist mit ihm auf dem Weg zum Therapiebad – endlich. Der 23-Jährige liebt das warme Wasser. „Toll, dass es wieder losgeht. Sebastian ist zwar blind, spürt aber, wenn wir auf dem Weg ins Bad sind. Im Wasser zu sein ist für ihn das Größte“, erzählt Andreas. Lange Zeit waren die Türen des Bades bei Löwenherz wegen der Pandemie geschlossen. Kein freudiges Kindergeschrei, keine Schwerelosigkeit im Wasser für die erkrankten Gäste.
Seit 2010 kommt die ganze Familie regelmäßig zu Löwenherz, da war Sebastian bereits zwölf Jahre alt. „Mich hat das Wort Hospiz sehr abgeschreckt. Erst als eine befreundete Familie uns aufklärte, dass in einem Kinderhospiz nicht das Sterben im Vordergrund steht sondern die Entlastungspflege, haben wir uns entschieden, hierherzukommen“, erzählt Mutter Gisela. Sebastian war ein Frühchen und kam mit einem Geburtsgewicht von nur 760 Gramm zur Welt. Die Folgen waren Blindheit, Ernährung per Sonde, ausschließlich nonverbale Kommunikation, Spastiken, starke Skoliose: Sebastian kann nicht gehen, sprechen oder sehen.
„Hier können wir uns mit anderen austauschen: Eltern, Pflegekräften, Seelsorge und dem Arzt. Das tut uns sehr gut.“
Andreas, Vater von Sebastian
Gisela erinnert sich: „Sebastian wurde als gesund aus dem Krankenhaus entlassen. Man sagte uns, er sei lediglich entwicklungsverzögert. Über die Möglichkeiten von Kinderhospizaufenthalten und dergleichen wurden wir gar nicht aufgeklärt. Nur gut, dass wir den Schritt gewagt haben. Löwenherz ist unser zweites Zuhause.“
Bereits das dritte Mal ist die Familie in Zeiten von Corona in Syke. „Wir waren im vergangenen Sommer und Weihnachten hier. Das hat uns sehr gutgetan. Die sowieso schon wenigen Kontakte sind in der Pandemie gänzlich weggebrochen. Hier können wir uns mit anderen austauschen: Eltern, Pflegekräften, Seelsorge und dem Arzt. Das tut uns sehr gut. Doch das Allerbeste ist: Sebastian darf endlich wieder in sein Element – das Wasser“, sagt Andreas. Viele Kinder und Jugendliche, die körperlich stark eingeschränkt sind, machen im Therapiebad Bewegungen, die sie sonst nicht in dieser Form machen würden. Einen entsprechend großen Stellenwert genießt das Becken bei den Familien. Und alle freuen sich, dass es wieder geöffnet ist.
„Das Virus ist zwar immer noch da, aber dank unseres ausgeklügelten Hygienekonzepts konnten wir das Bad wieder öffnen. Momentan dürfen keine Therapeuten oder Pflegekräfte hinein. Und es darf jeweils nur eine Familie vormittags und nachmittags ins Wasser. Zwischen den Besuchen wird das Bad von unserer Hauswirtschaft desinfiziert und gelüftet“, so Ute Jöllenbeck, stellvertretende Pflegedienstleitung. Sehr zur Freude von Sebastian, der die schwerelose Glückseligkeit in vollen Zügen genießt.