Auffangen, gegenseitig stützen, Trost spenden – wie gehen Pflegekräfte im Kinderhospiz Löwenherz eigentlich mit schlechten Tagen um?
Wer in der Pflege arbeitet, weiß: Es sind nicht immer alle Tage optimal. Die hohe Belastung, ob körperlich oder emotional, kann schnell auf das Gemüt schlagen. Im Kinder- und Jugendhospiz Löwenherz versucht das Team aus Pflegekräften, Begleiter*innen und Seelsorge, sich gegenseitig aufzufangen, wenn es mal nicht so gut läuft.
Pflege bei Löwenherz: Arbeit im Minutentakt ist kein Thema
Bereits seit acht Jahren ist die ausgebildete Kinderkrankenschwester Petra Cegiolka bei Löwenherz im Jugendhospiz tätig. Fragt man sie nach ihren Beweggründen, wird schnell klar, dass die Arbeit für sie nicht einfach nur irgendeine Arbeit ist: „Pflege bedeutet für mich viel mehr als nur „satt, sauber, trocken“, besonders im Umgang mit unseren Kindern und Jugendlichen. Arbeiten im Minutentakt, auch das ist bei uns kein Thema – zum Glück.“
Doch was passiert, wenn gefühlt doch mal alles „drunter und drüber“ geht? Wenn es den Anschein hat, die Arbeit könne nicht mehr so erledigt werden, wie es der eigenen Vorstellung entspricht? Welche Strategien und Tricks gibt es im Löwenherz, um solche Situationen zu meistern? Regelmäßige Supervisionen helfen dem gesamten Team, nachhaltig belastende Situationen zu verarbeiten. Auch Seelsorgerin Maren Kujawa darf jederzeit angesprochen werden. Doch damit nicht genug.
„Es geht nicht darum: Ich schaffe das nicht alleine. Sondern um den Gedanken: Das schaffen wir gemeinsam.“
Petra Cegiolka, ausgebildete Kinderkrankenschwester im Löwenherz
„Ich finde, dass der Teamgedanke bei uns Pflegekräften immens wichtig ist. Manchmal erfordert die Pflege bei einem Gast ein sehr hohes Maß an intensiver Betreuung – beispielsweise bei einer Dauerbeatmung. Dann kann es Momente der Überforderung geben. Zum Glück habe ich in solchen Phasen Kollegen und Kolleginnen an meiner Seite, die mich unterstützen. Es geht nicht darum: Ich schaffe das nicht alleine. Sondern um den Gedanken: Das schaffen wir gemeinsam“, erläutert Petra Cegiolka.
Der Schlüssel liegt im kommunikativen Miteinander
Jede Woche im Löwenherz ist anders. Die unterschiedlichen Gäste bringen ihre spezifischen Erkrankungen mit. Das erfordert ein hohes Maß an Flexibilität und Rücksichtnahme im Arbeitsalltag der Pfleger*innen. Gleichzeitig erhöht es den Anspruch alles richtig machen zu wollen. „Der Schlüssel, negativen Emotionen, Problemen und Überforderung zu begegnen, liegt im kommunikativen Miteinander. Das wird bei uns großgeschrieben,“ erklärt Jana Schucht, Teamleiterin im Jugendhospiz. Und Petra, ihre Stellvertreterin, ergänzt: „Zusammenhalten, zusammenstehen und sich immer wieder klarmachen, warum man sich für die Arbeit bei Löwenherz entschieden hat, das hilft ungemein, auch schwere Tage zu überwinden.“
Positive Thinking – was in tausenden von Ratgebern publiziert ist, ist bei Jugendhospiz Löwenherz Teil des gelebten Systems. Schon allein deshalb, weil es so viele positive Momente gibt: gemeinsame Ausflüge, Kinoabende und Shoppingtouren. Gemeinsam mit den schwersterkrankten Kindern und Jugendlichen sind diese Erlebnisse ein wichtiger Baustein der pflegerischen Betreuung. Petra erinnert sich: „Bereits einige Male sind wir mit ein paar unserer Jugendlichen zum Standesamt zu Hochzeiten von Kolleginnen gefahren. Da gab es große Freude und ein großes Hallo – so etwas sollte man sich bewahren und sich daran erinnern, wenn es mal nicht so gut läuft. Denn wir alle lieben das, was wir hier tun.“